Wusstest du, dass 46 Prozent aller sortierten Plastikabfälle aus europäischen Ländern nach Südostasien exportiert werden? Dort landet der Müll auf überfüllten Deponien und gelangt von dort über Flüsse ins Meer. Plastikabfälle, die in unseren Lebensraum gelangen, können für Menschen und die Tierwelt sehr gefährlich sein. Wenn Plastik in die Meere und Flüsse treibt, wird es von dessen Bewohnern für Nahrung gehalten. Vögel, Fische und Würmer fressen das Plastik - dieses ist jedoch unverdaulich und hindert die Tiere daran, Nahrung zu sich zu nehmen. Mikroplastik ist ein weiteres Problem. Es wird von Meerestieren aufgenommen und landet so am Ende auch auf unserem Teller. Die massenhafte Verbreitung von Einwegplastik und die weltweit fehlenden Strukturen zum Sammeln und zur weiteren Verarbeitung von Abfällen zählen zu den bedeutendsten Ursachen für Plastik im Meer. Doch was können wir tun, um den Plastikmüll im Meer zu reduzieren?
Schon kleine Veränderungen im Alltag können Verpackungsmüll vermeiden und den Plastikkonsum reduzieren. Für zahlreiche Produkte gibt es Plastikalternativen und umweltfreundliche Verpackungen – man muss sie nur entdecken. Wir haben dir 11 Empfehlungen zusammengestellt, die dir helfen, weniger Plastik im Alltag zu verwenden. Unsere Tipps beziehen sich auf drei Lebensbereiche: Einkaufen, Küche und Körperpflege.
Plastikfrei einkaufen
1. Vermeide Plastikverpackungen: In vielen Städten gibt es Unverpackt-Läden, in denen du plastikfrei einkaufen gehen kannst. Aber auch in gewöhnlichen Supermärkten lassen sich immer mehr Lebensmittel ohne Verpackung erwerben. Viele Plastikverpackungen wurden mit einer nachhaltigen Verpackung für Lebensmittel ausgetauscht. Wiederverwendbare Verpackungen wie Mehrwegnetze für Obst und Gemüse ersetzen beispielsweise dünne Plastiktüten. Ein gefalteter Stoffbeutel spart dir nicht nur Geld, sondern macht die kurzlebigen Einkaufstüten an der Kasse überflüssig. Auch der Wochenmarkt um die Ecke bietet eine gute Möglichkeit, verpackungsfrei einkaufen zu gehen, wenn man seinen eigenen Baumwollbeutel verwendet.
2. Leitungswasser statt Wasserflasche: Wer beim Einkaufen nicht schwer tragen möchte, verzichtet auf Wasser in Plastik- oder Glasflaschen und verwendet Leitungswasser. Plastikflaschen geben oft Bestandteile des Plastiks ins Wasser ab und können so von uns Menschen aufgenommen werden. Du kannst das Leitungswasser entweder pur trinken oder mit einem Sodastream Sprudelwasser selbst herstellen. Aus gesundheitlicher Sicht ist der Einsatz von Filtern für Leitungswasser in der Regel nicht notwendig, da Trinkwasser aus dem öffentlichen Versorgungsnetz prinzipiell schadstoffarm und gut überwacht ist. Falls die Rohre jedoch nicht komplett rein sind, empfehlen wir die Anschaffung eines Wasserfilters.
Plastikmüll vermeiden in der Küche
3. Reinigungsmittel selber machen: Die endlos grossen Regale für Reinigungsmittel in den Drogerie- und Supermärkten vermitteln uns die Ansicht, wir bräuchte für jede Anwendung ein extra Produkt. Mithilfe von einfachen Hausmitteln wie Essig, Soda, Natron, Zitronensäure und Kernseife lassen sich fast alle Putzmittel ganz einfach selber herstellen. So kannst du nicht nur Reiniger zum Putzen, sondern auch Geschirrspülmaschinenreiniger und Waschmittel mischen. Falls dir das zu experimentierfreudig ist, kannst du deine leere Packung in einem Unverpackt-Laden auffüllen oder Spülmaschinenpulver in umweltfreundlichen Verpackungen kaufen, um die plastikverpackten Tabs zu vermeiden. Zusätzlich wird das Abwasser durch Bio-Reiniger oft weniger belastet, weil diese meistens weniger aggressiv sind und natürliche Inhaltsstoffe enthalten.
Waschmittel selber herstellen
Zutaten:
- 20g Kernseife
- 20g Gallseife
- 3 Liter Wasser
- 4 EL Waschsoda
- 4 EL Zitronensäure
- 5 Tropfen 100% ätherisches Öl
Zubereitung:
Hobel die beiden Seifen mit einer Küchenraspel fein und mische sie anschliessend mit dem Waschsoda. Giesse einen Liter kochendes Wasser hinzu und rühre kräftig, bis sich alles aufgelöst hat. Nun muss die Seifenmischung eine Stunde abkühlen. Wenn die Masse puddingartig wird, kannst du sie mit einem zweiten Liter kochendem Wasser wieder verflüssigen. Wichtig: Rühre erneut, damit sich die Seife komplett auflösen kann. Lasse die Mischung erneut abkühlen, bis sie gelartiger wird. Gib erneut einen dritten Liter Wasser hinzu und rühre kräftig um. Zuletzt fehlt nur noch die Zitronensäure. Rühre sie langsam nach und nach in die Menge hinzu und verfeinere dein Waschmittel mit ein paar Tropfen ätherisches Öl deiner Wahl. Lasse das Waschmittel erkalten und fülle die Masse in einen leeren Behälter um. Fertig ist das selbst gemachte Waschmittel!
4. Benutze wiederverwendbare Reinigungsutensilien: Auch Schwämme und Lappen sind gewöhnlich aus Plastik hergestellt. Doch Reinigungsutensilien lassen sich ganz einfach selber machen! Aus Paketschnur häkelst du dir einen selbst gemachten Küchenschwamm und Stoffreste und abgenutzte Frotteehandtücher lassen sich zu Spüllappen verarbeiten. Wiederverwendbare Lappen reinigen dein Geschirr genauso gut und werden in der Waschmaschine bei sechzig Grad wieder neu. Auch die Spülbürste kannst du mit einer Holzbürste ersetzen, um Plastikkonsum zu vermeiden.
5. Bienenwachstücher statt Frischhaltefolie: Alufolie und Frischhaltefolie sind besonders kurzlebige Kunststoffprodukte in der Küche und können leicht vermieden werden. Ersetze die Folien einfach durch selbstgemachte oder gekaufte Bienenwachstücher. Diese sind wiederverwendbar und halten deine Lebensmittel genauso frisch. Zudem lohnt es sich eine Dauerbackfolie zu verwenden, die mit einem nassen Lappen gereinigt werden kann, und keinen Müll erzeugt.
6. Ersetze Plastik mit Holz, Keramik oder Glas: Holzschneidebretter sind nicht nur umweltfreundlicher als ihr Pendant aus Kunststoff. Die Gerbstoffe im Holz sorgen zudem für eine natürliche Desinfektion der Arbeitsfläche. Die meisten Küchenhelfer wie Rührlöffel, Salatbesteck oder Schneebesen gibt es auch in einer Variante aus Holz oder Edelstahl, an der du in der Regel auch noch viel längere Freude hast. Um Lebensmittel aufzubewahren, eignen sich Vorratsdosen aus Keramik oder Glas besonders gut, da sie sehr langlebig sind.
7. Besonders viel Verpackungsmüll hinterlassen Fertigprodukte. Küchenhelfer wie Salatkräuter, Gewürzmischungen oder Gemüsebrühe lassen sich jedoch auch leicht selber herstellen. Damit lebst du nicht nur plastikarm, sondern verwertest auch noch Gemüsereste. Wenn du noch Tipps gegen Lebensmittelverschwendung brauchst, schaue gern auf unserer Food Waste Tipps-Seite vorbei. Dort erfährst du auch genaueres über Food Upcycling.
Kunststoff vermeiden bei der Körperpflege
8. Nachfüllen statt neu kaufen: Einige Drogeriemärkte wie beispielsweise DM bieten Auffüllstationen an, bei denen die Kund*innen verschiedene Spül- und Waschmittel, sowie auch Pflegeduschen von NIVEA selbst nachfüllen können. Gegen selbstgemachte und verpackungsfreie Kosmetik kommen Auffüllstationen nicht an, jedoch bieten sie eine gute Möglichkeit Verpackungen und Ressourcen zu sparen. Im Bereich Make-Up wäre ein Refill-System tatsächlich eine Innovation.
9. Benutze feste Seife: Zum Duschen, Haare waschen, Hände waschen und baden kannst du die Plastikverpackung mit einem festen Stück Naturseife austauschen. Wenn du experimentierfreudig bist, kannst du das feste Duschgel auch selber herstellen und mit Blüten oder Kräutern verfeinern. In Drogeriemärkten sind die festen Seifen auch noch ökologisch verpackt und unterstützen dich dabei, plastikfreier zu leben.
10. Verwende waschbare Wattepads: Egal ob für das Abschminken von Make-Up oder die tägliche Gesichtsreinigung – wiederverwendbare Wattepads sparen Müll und erfüllen den gleichen Zweck wie die Einweg-Wattepads. Du kannst die waschbaren Wattepads ganz einfach aus alten Handtüchern herstellen oder dir deine eigenen Pads nähen oder häkeln.
11. Menstruationsprodukte: Periodenprodukte wie Binden und Tampons hinterlassen eine Menge Müll. Verwende eine Menstruationstasse, Periodenunterwäsche, Stoffbinden oder Stofftampons, um den Plastikabfall im Badezimmer zu reduzieren.
Bevor du jetzt deine gesamte Lebensweise umkrempelst, um Plastik zu vermeiden, nimm dir die folgenden Denkanstösse zu Herzen:
- Die Verwendung von altem Plastik ist umweltfreundlicher als das Kaufen einer neuen Alternative: Du findest sicher viele Gegenstände aus Kunststoff bei dir zuhause, die du schnellstmöglich mit einer umweltfreundlichen Alternative ersetzen möchtest. Alte Gegenstände zu entsorgen, die noch voll funktionstüchtig sind, ist weder umweltfreundlich noch geldsparend. Warte ab, bis die alten Gegenstände kaputt gehen und kaufe dir neue Produkte aus Glas, Holz oder Keramik, um Plastik zu reduzieren.
- Sei nicht zu streng zu dir: In Unverpackt-Läden einzukaufen, ist meist unglaublich teuer und der Aufwand an Plastikalternativen zu kommen oft unverhältnismässig gross. Diese Seite soll dich für das Thema sensibilisieren und dir helfen, in Alltag Plastik zu sparen.
Leider gibt es nicht für alle Anwendungen umweltfreundliche Verpackungen oder eine ökologisch bessere Alternative. Plastik durch Papier oder Glas zu ersetzen, ist nicht immer die umweltfreundlichste Methode. Papierverpackungen erhöhen unseren weltweit hohen Papierkonsum und die Abholzung der Wälder. Im Vergleich zu Plastik ist Glas wesentlich schwerer und verbraucht beim Transport mehr Energie. Zudem sollen Verpackungen durch ihre Schutzfunktion dazu beitragen, Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Unser Ziel ist es daher, unsere Verpackungen auf höchste Lebensmittelsicherheit und eine Verlängerung der Mindesthaltbarkeit zu optimieren. Diesen Anspruch erfüllt in vielen Fällen nur die Plastikverpackung. Deshalb ist es wichtig, sich ausführlich mit der Produktion und Herstellung der Waren zu beschäftigen und gründlich abzuwägen.