Wer kennt es nicht: Du findest ganz hinten im Kühlschrank verdorbenes Gemüse, welches du nun wegschmeissen musst. Das Brot vom Vortag ist hart geworden und frisches Brot gibt es gleich beim Bäcker nebenan zu kaufen. Der gekochte Reis vom Vortag steht noch auf dem Herd und die halbe Dose Kokosmilch konnte auch nicht verwertet werden. Am Ende landet alles im Abfall.
Die Überproduktion an Lebensmitteln und die Essensverschwendung im eigenen Haushalt ist eines der wichtigsten Umweltprobleme unserer Zeit. Laut des Bundesministeriums für Ernährung und Wirtschaft beträgt die Lebensmittelverschwendung in Deutschland rund zwölf Millionen Tonnen jährlich. Ungefähr sieben Millionen Tonnen fallen in privaten Haushalten an. Davon wären laut Forschern vierzig Prozent vermeidbar, wenn Lebensmittel richtig gelagert und Essensreste nicht sorgenlos weggeworfen werden würden. Als verantwortungsvolle Konsument*innen ist es unsere Aufgabe, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Damit kannst du ganz einfach in deinem eigenen Haushalt anfangen. Und eigentlich ist es auch gar nicht schwer. Wir stellen dir auf dieser Seite 11 Tipps vor, mit denen du fortan weniger Lebensmittel wegwirfst.
Tipp 1: Plane deine Mahlzeiten im Voraus
Überlege dir im Vorhinein, welche Gerichte du die nächsten Tage kochen möchtest und verwende einen Einkaufszettel beim Einkaufen. Plane zusätzlich einen Tag in der Woche für die Resteverwertung ein, an dem du alles isst, was dringend verwertet werden muss. Lege dir für diesen Tag ein Repertoire Gerichten für die Resteverwertung zurecht, welches du mit unterschiedlichen Lebensmitteln anpassen kannst.
Tipp 2: Richtige Lagerung der Lebensmittel
Einige Produkte sollten unbedingt im Kühlschrank aufbewahrt werden, andere absolut nicht. Der Kühlschrank sollte zudem richtig eingeräumt werden. Innerhalb des Kühlschranks gelten unterschiedliche Temperaturen, weswegen für die verschiedenen Nahrungsmittel auch spezifische Regale vorgesehen sind, um eine möglichst lange Haltbarkeit zu ermöglichen. Falls du dir unsicher mit der Lagerung von Lebensmitteln bist, orientiere dich an unserer Grafik oder informiere dich über Lebensmittel-Haltbarkeits-Tabellen.
Tipp 3: Ökologische Verpackung von Lebensmitteln
Um Lebensmittel frisch zu halten, werden die unterschiedlichsten Verpackungen verwendet. Aluminium ist beispielsweise alles andere als ökologisch, während Glasschüsseln und Porzellanteller nicht nur umweltfreundlich, sondern auch ideal für die Aufbewahrung von Lebensmittel geeignet sind. Tupperware und Plastikbehälter beinhalten zwar keine Schadstoffe, sind ökologisch gesehen aber leider nicht einwandfrei. Alternativ kannst du Wachs- oder Butterbrotpapier nutzen. Dieses lässt zwar Gerüche durch, aber verhindert die Schimmelbildung.
Tipp 4: First In First Out
Behalte das Verfallsdatum und die Haltbarkeit von Lebensmitteln im Auge und verbrauche die Produkte zuerst, die auch am frühesten ablaufen. Dafür ist es hilfreich, deinen Kühlschrank nach der Haltbarkeit deiner Lebensmittel zu sortieren: Altes nach vorne, neu gekaufte und länger haltbare Lebensmittel nach hinten. So vergisst du ältere Lebensmittel nicht und vermeidest schimmlige Überraschungen.
Tipp 5: Benutze deine Sinne
Wie lange sind Lebensmittel nach Ablauf haltbar? Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt eine minimale Frist an, bis zu welcher die Hersteller.innen garantieren können, dass das Produkt noch geniessbar ist. Es dient somit als Orientierung und nicht als Verfallsdatum. Die meisten Lebensmittel können problemlos auch noch mehrere Tage oder Monate nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum konsumiert werden. Verwende ganz einfach deine Sinne und wenn alles noch gut schmeckt, riecht und aussieht gibt es keine Probleme und das Produkt kann trotzdem gegessen werden.
Steht jedoch „zu verbrauchen bis“ auf dem Produkt, sollte dies auch eingehalten werden. Dieses Datum ist das einzige, das tatsächlich zu beachten ist.
Wie lange kann man das Mindesthaltbarkeitsdatum überschreiten?
Welche abgelaufenen Lebensmittel kann man noch essen? Wir haben uns an der Verbraucher-Zentrale Hamburg orientiert und euch die wichtigsten Lebensmittel mitsamt ihrer Haltbarkeit tabellarisch aufgelistet. Mithilfe der Tabelle kannst du kontrollieren, wie lange sich Lebensmittel auch nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum noch halten und welche abgelaufenen Lebensmittel du noch essen kannst:
Lebensmittel | Nach Ablauf unbedenklich? | Was tun? |
Brot / Brötchen | Ja, mehrere Tage | Verschimmeltes Brot entsorgen |
Eier | Ja, noch ca. 2 Wochen | Wasserglas-Test: Ei in ein Glas mit Wasser legen. Frische Eier bleiben unten. Schwimmt es oben, sollte es entsorgt werden |
Essig / Öl | Ja, mehrere Monate | Wenn trüb, nicht mehr verwenden |
Fisch | Nein, Verbrauchsdatum einhalten | - |
Fleisch | Nein, Verbrauchsdatum einhalten | - |
Käse | Ja, mehrere Tage bis Wochen (Weichkäse) oder Monate (Hartkäse) | Bei Hartkäse kann Schimmel grosszügig weggeschnitten werden, Weichkäse besser entsorgen |
Konserven | Ja, ungeöffnet mehrere Jahre | Stark verbeulte, undichte oder rostige Dosen entsorgen |
Mehl, Backpulver & Co. | Ja, mehrere Wochen bis Monate | Bei Schädlingsbefall unbedingt entsorgen |
Milch | Ja, noch einige Tage- H-Milch einige Wochen | Saure Milch entsorgen. Vorsicht: H-Milch verdirbt, ohne sauer zu werden |
Milchprodukte wie Joghurt, Quark oder Schmand | Ja, ungeöffnet Tage bis Monate | Bei Schimmel entsorgen |
Müsli, Getreideflocken, Nüsse | Ja, mehrere Tage bis Monate | Bei Schimmel oder schwarzen Stellen entsorgen |
Reis & Nudeln | Ja, noch mehrere Jahre | - |
Tiefkühlgerichte | Ja, noch mehrere Monate bis Jahre | - |
Wurst & Schinken | Ja, einige Tage | Wenn Veränderungen vorhanden, dann entsorgen |
Tipp 6: Lebensmittel einfrieren statt wegwerfen
Übrig gebliebene Lebensmittel lassen sich wunderbar einfrieren. Allerdings musst du aufpassen, denn es gibt ein paar Lebensmittel, die sich nicht zum Einfrieren eignen. Lebensmittel wie Blockkäse, Pudding, gekochte, Eier, Salat, Tomaten und Kartoffeln sollten besser auf das Einfrieren verzichten. Zudem können Lebensmittel, die mit Sauerstoff in Berührung kommen oder starken Temperaturschwankungen ausgesetzt sind, Gefrierbrand bekommen. Hinweise darauf sind bräunlich-rot oder weiss verfärbte Stellen, Austrocknung und Eiskristalle auf der Oberfläche. Gefrierbrand kann bei fast allen tiefgekühlten Lebensmitteln auftreten und ist in der Regel nicht gesundheitsschädlich. Gemüse, Reis und Nudeln sind trotz Gefrierbrand unbedenklich geniessbar und schmecken auch meistens unverändert. Anders ist es bei Fleisch und Fisch. Hier solltest du vorsichtig sein, da sie vermehrt Bakterien enthalten können.
Tipp 7: Sharing is Caring
Niemand hat Lust das gleiche Gericht 4 Tage in Folge zu essen. Nutze übrig gebliebenes Essen zum Kennenlernen deiner Nachbar*innen oder beschenke Freund*innen mit einer gekochten Mahlzeit, bevor es im Kühlschrank in der hintersten Ecke vergessen wird. Wer liebt es nicht, mit Essen beschenkt zu werden? Und vielleicht freuen sie sich und kommen auch mal mit einem leckeren Essen bei dir vorbei.
Tipp 8: Regionales und Saisonales einkaufen
Versuche bevorzugt saisonales und regionales Obst und Gemüse einzukaufen. Zum einen ist es umweltfreundlich, zum anderen entsteht oft ein Überangebot von saisonalem Gemüse und Obst, welches im schlimmsten Fall in der Biogasanlage landet.
Gib auch krummen Gemüse eine Chance und suche nicht nur nach perfektem Bilderbuchgemüse. Solltest du das Gemüse am gleichen Tag verbrauchen, greife ruhig mal zu Lebensmitteln mit Druckstellen, die du später problemlos entfernen kannst.
Tipp 9: Vermeide Lebensmittelabfälle und verwerte alles
Viel zu oft landen Teile von Lebensmitteln in der Tonne, die eigentlich noch verwertet werden können. Der Strunk von Brokkoli sowie auch von Blumenkohl kann genauso wie die Röschen mitgegessen werden und muss nur länger gekocht werden.
Das Grünzeug von Karotten, Mangold und Fenchel ist kein Lebensmittelabfall und eignet sich hervorragend zum Würzen beim Kochen. Die Schale von Zitronen und Orangen könnt ihr für eine zitrusartige Note in eure Wasserflasche hinzufügen und die Schalen von Gemüse lassen sich zu einer Gemüsebrühe verkochen.
Tipp 10: Verwerte altes Brot
Hartes Brot landet oft schnell im Abfall. Du kannst jedoch einige tolle Rezepte mit altem Brot zaubern. Nicht gegessenes Brot oder Brötchen lassen sich hervorragend mit einer Reibe in Semmelbrösel verwandeln oder im Ofen zu Brotchips backen. Trockenes, hartes Weissbrot kann in kleine Würfel geschnitten und zu Croûtons verarbeitet werden. Semmelknödel bieten sich gut an, wenn man grössere Mengen an Brot oder Brötchen verwerten möchte.
Tipp 11: Essen retten mit einer App
Mit deinem Smartphone kannst du ganz leicht dazu beitragen, Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten. Mittlerweile wurden unterschiedliche Apps entwickelt, die Restaurants und Supermärkte lokalisieren, die am Ende des Tages Essen übrig haben. Mit der App Too Good To Go kannst du kurz vor Ladenschluss Resteboxen für einen reduzierten Preis erwerben. Der Online-Shop Sirplus bietet aussortierte Lebensmittel mit bis zu siebzig Prozent Rabatt an.
Während die Generationen X und Y die meisten Lebensmittelverschwendung verursachen, werfen besonders ältere Menschen, die den zweiten Weltkrieg miterlebt haben, verhältnismässig wenig weg. Doch jede*r Einzelne kann aktiv werden und ohne viel Aufwand die Lebensmittelverschwendung sowie die Ressourcenverschwendung im privaten Haushalt reduzieren. Die 11 Tipps sollen dich unterstützen, mit wenig Aufwand viel zu erreichen.